Oeschinen (Sektor Fründschnuer)
Übersicht
Die Felsen hinten am Oeschinensee bieten schöne, anspruchsvolle, alpine Sportkletterei direkt über dem tiefblauen Oeschinensee.
Die Saison startet ab April. Bis Ende Oktober scheint die Sonne ungefähr von 12 bis 18 Uhr (Sommerzeit), später im Jahr ist die Wand schattig.
Der Abstieg nach Kandersteg geht am besten mit einem Mountainbike. Die Oeschinenbahn transportiert Bikes jeweils in der ersten und letzten halben Stunde der Betriebszeiten. Bitte nehmt Rücksicht
auf die Wanderer, damit diese für die Kletterer vorteilhafte Regelung bestehen bleibt.
Übrigens gibt's auf dem Zugang zur unteren Fründschnur noch einen kleinen Klettergarten von Hannes Grossen mit einigen schönen Routen. Topos siehe Führer Extrem West vom Filidor Verlag.
Route «KIK»
Markus Stofer, Peter von Känel, Herbst 2008
Die Felsqualität des unteren Teils ist grösstenteils gut, jedoch gibt es auch einige etwas brüchige Stellen. Oberhalb der Fründschnuer ist der Fels hervorragend. Die schwierigste
Länge von «KIK» ist gleich die Erste mit einem kurzen, kniffligen Quergang (ca. 6c / 6c+ obl.). Evtl. empfiehlt es sich, beim Abseilen den obersten BH der ersten Länge zu zu verlängern, dass die
Stelle notfalls a0 überwunden werden kann. Bezüglich Schwierigkeit ist die Route ansonsten sehr homogen; über weite Strecken klettert man in 6b – 6c Gelände. Mit 11 Seillängen ist es eine der
längsten alpinen Sportkletterrouten in der Umgebung (mal abgesehen von der «Doldorphin» am Doldenhorn). Bezüglich Absicherung ist die Route gut und solide, aber man muss zwischendurch schon etwas
über die Haken klettern und es hat einige knackige, zwingende Passagen.
Normalerweise seilt man von der Fründschnuer zum Einstieg ab. Alternativ erreicht man den Einstieg auch dem See entlang. Dieser Zugang bietet sich vor allem vom Frühjahr bei tiefem Wasserstand
an. Für die Durchsteigung der gesamten Route sollte man sechs bis acht Stunden einplanen.
Route «Fin»
Peter von Känel, Bernd Rathmayr, September 2010
Nach trostlos brüchigen ersten drei Metern führt die Route in bestem Fels entlang einer kühnen Linie über einen finnenartigen Felskeil durch das erste, ausladende Dach. Von diesem Keil stammt auch der Routenname. Die steile und anstrengende, aber prächtige Kletterei erstreckt sich über die ganzen zwei ersten Längen. Von dort folgt die Route der logischen Linie entlang der Pfeilerkante. Nach weiteren drei Längen gelangt man ans Top, wo man entweder abseilt oder über steile Grasbänder auf die Obere Fründschnuer aussteigt (Zackenschlingen mitnehmen). Die oberen drei Längen können aber punkto Schönheit und Schwierigkeit mit den beiden ersten Längen nicht ganz mithalten.
Material:
- Express
- Camalots Grössen 0.5, 1, 2
- 2 x 50m Seile (besser 2 x 60m, dann kann beim Abseilen der Stand von SL1 übersprungen werden)
Route «Iride»
Peter von Känel, Bernd Rathmayr, Oktober 2012
Gleich auf der nördlichen Seite des Wasserfalls, der im Winter zum Top-Eisfall «NIN» zufriert, befindet sich der Einstieg in die wohl kompromissloseste Route im Gebiet. In der ersten, stark überhängenden Länge geht's gleich zur Sache und schon nach ein paar Klettermetern hat man viel Luft unterm Bürzel. Die Kletterei ab der zweiten Länge ist markant einfacher und bietet viel Abwechslung und erfreuliche Felsqualität.
Der benachbarte Wasserfall lässt in der Mittagssonne schöne Regenbogen entstehen. Falls der Wind aber aus Richtung Süd weht, wird man in der Route geduscht.
Route «Plan B»
Peter von Känel solo, Sommer 2010
Die Kletterei entlang dieser kühnen, ausgesetzten Linie ist oft athletisch, weist aber auch einige technisch interessante Passagen auf. Die Felsqualität ist – abgesehen von einigen kurzen, leicht
brüchigen und etwas staubigen Passagen – meist sehr gut. Bezügich Schwierigkeit und psychischer Anforderungen ist die Route einen Tick anspruchsvoller als die KIK. Die Absicherung kann bei Bedarf
in der 2. Länge mit einem kleinen Keil und in der 5. Länge mit einer SU und einem Camalot Grösse 0.4 ergänzt werden.
Die Route trocknet nach Regen innert Stunden ab. Bei Dauerregen entsteht allerdings in der 1. Seillänge ein Wasserstreifen. Die Seillänge bleibt kletterbar, aber die Querung des Streifens wird
zur Herausforderung.
Eine schnelle Seilschaft klettert die Route in knapp vier Stunden. Das Abseilen geht mit 2 x 55 m Seilen rasch und problemlos. Daher kann man an den langen Sommertagen auch am späteren Nachmittag
einsteigen.
Route «Handicap 6»
Ralf Weber, Elmar Zimmermann 2009 / 2010
Die Route führt oft entlang von Rissen und Schuppen. Die schöne Kletterei in meist kompaktem Fels ist sehr abwechslungsreich. In den Rissen und Verschneidungen findet man viele Rastpunkte. So ist
die Route weniger anhaltend und «pumpig» als z. B. Blaues Wunder gleich nebenan. Ein paar Stellen sind aber echt knackig und die sehr schöne Schlüssellänge ist deutlich schwerer als die restliche
Route. Camalots (0.4-2) kommen rege zum Einsatz.
Bewertung: 6b, 6a+, 7b(?), 6c+, 7c, 7a. Cams 0.5-3. Die Route ist eingerichtet zum Abseilen. Routenverlauf siehe Blaues Wunder.
Route «Blaues Wunder»
Peter von Känel , Bernd Rathmayr, Sommer 2010
Abwechslungsreiche, anspruchsvolle Route durch eine steile Wandzone. Die 6 Seillängen sind meist griffig und kompakt, es hat aber auch ein paar leicht brüchige Passagen. Die Ambiente ist «grosses
Kino» und es lohnt sich, den Fotoapparat mitzunehmen. Schwierigkeitsbewertung: 7a+, 6c, 6c+, 7b+, 7b+, 6c+. Obligatorisch zu klettern: 6c+/7a.
Material: Camalot 0.5, 12 Express-Schlingen, 2 x 60 m Seile.
Die Route ist eingerichtet zum Abseilen, vom 4. Stand auf Platte abseilen und nach rechts in Handicap 6 wechseln.