Wellhorn
Charakter
Das Wellhorn ist die nordseitige Verlängerung vom Wetterhorn. Die 700 Meter hohe Südostwand besteht aus gefaltetem, verwittertem Kalk, der an einigen Stellen von brüchigen Zonen und Grasbändern
durchzogen ist.
Auf beiden Seiten der klassischen (alpinen) Route durch die Schwachstelle entstanden in den letzten Jahren einige lange Sportkletterrouten zwischen 6b+ und 7a.
Ein herausragendes Merkmal dieses Klettergebiets ist die fantastische Ambiente. Man klettert hoch über dem Rosenlauigletscher mit Blick auf Gstellihorn, Engelhorngruppe und Planplatte. Der
Gletscher rumort oft und manchmal kann man spektakuläre Eisstürze beobachten.
Wer spitzenmässigen (Wendenstöcke)-Kalk sucht, wird hier nicht restlos glücklich. Das Gebiet an sich ist aber faszinierend und besonders im Sommer, wenn die Wendenstöcke in Wolken gehüllt sind,
kann man sich hier die Sonne auf den Pelz brennen lassen.
Zufahrt und Zustieg
Von Meiringen ins Rosenlauital bis zur Gletscherschlucht. Das Rosenlauital ist mit ÖV gut erschlossen. Allerdings reist man in diesem Fall besser am Vorabend an und biwakiert, da man sonst zu
spät an den Einstieg kommt. Ebenfalls möglich wäre eine Übernachtung im Grand Hotel zu fairem Preis – 300 m unterhalb der Gletscherschlucht.
Der Zustieg ist in einer guten Stunde zu bewältigen. Das Mitführen einer Stirnlampe ist angesichts der Routenlängen empfehlenswert.
Weitere Bemerkungen
Das Klettergebiet ist sütost-exponiert. Es bildet sich interessanterweise viel weniger thermische Bewölkung als z. B. an den Wendenstöcken. Dies hängt damit zusammen, dass die meiste aufsteigende
Luft vom Gletscher kommt und durch das eine geringe absolute Feuchtigkeit hat. Dies hat zur Folge, dass man normalerweise fast den ganzen Tag im sengenden Sonnenschein klettert. Bei Kletterzeiten
in der Grössenordnung von acht Stunden (+ zwei Stunden abseilen) sollte man genug zu Trinken mitnehmen und reichlich Sonnencreme einschmieren.
Die beste Zeit ist wegen der angenehmen Temeratur und den immer noch langen Tagen der Spätsommer.
Gletschersinfonie
Die wohl schönste und zu recht bekannteste Sportkletterroute am Wellhorn. Das erste Drittel ist recht steil und teilweise ausgesetzt. Danach folgt ein plattiges Drittel mit einer kniffligen 6c+
Länge. In diesem Drittel hat es stellenweise bemerkenswerte Felsstrukturen (schwarze, in den Kalk eingelagerte Chicken-heads). Im obersten Drittel (nach einem Aufstieg durch ein steiles Grasport)
wird's nochmals steil und richtig schön. Die obere Hälfte wurde 2012 von Raffael Schmid sanft saniert.
Das Abseilen über die Route ist problemlos.
Aura
Ähnlicher Charakter wie Gletschersinfonie. Da der Originaleinstieg meistens nass ist, empfiehlt es sich, im unteren Drittel die teilweise athletischen «Miracolo»-Längen unter die Finger zu
nehmen. Die Absicherung ist OK.
Adlerauge
Obwohl dies die leichteste der Wellhorn-Sportkletterrouten ist, sollte man sie nicht unterschätzen. Der Fels ist fast in der ganzen Route eigenartig diagonal von rechts unten nach links oben
geschichtet und an einigen Stellen muss man tief in die Trickkiste greifen, um nicht rauszufallen.
Die Felsqualität ist durchzogen und deckt das ganze Spektrum von Flop zu Top ab. Besonders im unteren Bereich ist die Route von vielen Gras- und Schuttbändern durchzogen, so dass man nach 10
Meter schönem Kalk wieder auf eine Grasmutte stehen muss. Nebst der Felsqualität machen sowohl Bewertung als auch Absicherung einen etwas inhomogenen Eindruck.